Rückblick: Die psyGA-DGFP-Aktionswoche „Der Faktor Mensch in der Organisation – Viele Zuständigkeiten, ein Ziel?“

„Bei allem, was möglich ist, bleibt der Mensch die natürliche Grenze für das, was machbar ist.“
So beschrieb der ehemalige Direktor für Arbeitsmarktpolitik am Institut zur Zukunft der Arbeit, Hilmar Schneider, bereits 2011 die Bedeutung des Faktors Mensch am Arbeitsplatz. Wo diese Grenze verortet ist und wie sie gestaltet wird, ist in vielen Organisationen und auch formal auf verschiedene Zuständigkeiten verteilt. Hier werden Entwicklungsziele formuliert, dort Schutzmaßnahmen verordnet. Doch ziehen wir nicht eigentlich alle am gleichen Strang? Ein Austausch über Engagement, Vorurteile und gemeinsame Ziele von Arbeitsschutz, Gesundheitsförderung, Personalmanagement und Entwicklung ist spannend und überfällig.
Das Projekt psychische Gesundheit in der Arbeitswelt (psyGA) hat dieser Frage in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Personalführung (DGFP) eine ganze Woche gewidmet und vom 25. bis 29. Oktober 2021 zu täglichen Live-Veranstaltungen eingeladen, um zu den folgenden Themen gemeinsam zu diskutieren:
Tag 1: „Der ganz formale Wahnsinn: zwischen dem Menschen als Mittelpunkt und dem Menschen als Mittel“
Dass Menschen bei der Arbeit ihre Gefühle nicht am Betriebstor abgeben, ist mittlerweile beinahe unumstritten. Doch wie viel Menschliches ist für die Organisation eigentlich funktional und für die Mitarbeitenden gesund? Ein Dilemma, das Organisationen unterschiedlich lösen. Welche Vor- und Nachteile das mit sich bringt und welche Anforderungen das an die Führung stellt, diskutierten zum Auftakt lebhaft Prof. Dr. Stefan Kühl, Organisationssoziologe an der Universität Bielefeld; Franz Knieps, Vorstand des BKK Dachverbands und Marion Rövekamp, Vorständin Personal & Recht bei EWE.
Tag 2: „Wie kommen wir bei der Belegschaft an?“
Es gibt unzählige Konzepte und Initiativen Gesundheitsangebote einschließlich gesundheitsorientierter Führung und Arbeitsgestaltung in Unternehmen zu implementieren. Dennoch nimmt nur ein geringer Anteil der Beschäftigten an den Angeboten teil. Woran kann das liegen und wie kann ein erfolgreicher Weg aussehen, wenn wir das Thema Gesundheit als gemeinsames Anliegen denken? Dr. Ulrich Birner, ehem. Leiter des Fachreferats für psychische Gesundheit bei Siemens gab am zweiten Tag eine kompakte Einführung in die Mechanismen der innerbetrieblichen Kommunikation und stellt dazu 5 Thesen vor. Ein umfassendes BGM inklusive Kommunikationskonzept stellte Johannes Burchard, Teamleiter für Health Management und Koordinator für BGM bei STRABAG vor. Beide sprachen offen aus Ihrer langjährigen Erfahrung über motivierende Ansätze und auch über Irrwege und diskutierten Fragen mit dem Publikum. Das Projekt psyGA kündigte darüber hinaus ein neues Angebot zur Kommunikation des Themas psychische Gesundheit im Betrieb an.
Tag 3: „Und auf einmal war alles anders: Was hat geholfen, gesund und erfolgreich durch die Corona-Krise zu steuern?“
Am dritten Tag ging es um große Krisen und ihre Herausforderungen für die psychische Gesundheit. Welche Strategien haben dabei geholfen, Unternehmen und Mitarbeitende gesund durch die Krise zu führen? Welche Faktoren fördern das Wohlbefinden und was können wir daraus für das neue „Normal“ lernen? Prof. Dr. med. Joachim Fischer, Direktor des Mannheimer Instituts für Public Health, Sozial- und Präventivmedizin der Universität Heidelberg und Prof. Dr. Bertolt Meyer, Psychologie-Professor der Technischen Universität Chemnitz haben die Ergebnisse ihrer Forschungsaktivitäten geteilt und daraus Rückschlüsse für das BGM der Zukunft gezogen. Prof. Fischer stellte zudem die Veröffentlichungsreihe „psyGA-Monitor“ vor und diskutierte zentrale Fragen mit dem Publikum.
Tag 4: „Zeit wird’s! Wie können wir die Arbeitszeitmodelle gesund gestalten?“
Gesundheitsförderliche Gestaltung der Arbeitszeit wurde am Donnerstag als das zentrale Thema in der aktuellen Diskussion über eine menschengerechte Gestaltung der Arbeitswelt diskutiert. Dr. Christine Watrinet, geschäftsführende Gesellschafterin und Florian Bastin von ars serendi stellen dazu ein neues psyGA-Angebot vor, dass Beschäftigte dabei unterstützen soll, den Einfluss ihrer Arbeitszeiten auf ihr psychisches Wohlbefinden zu erkennen. Das umfassende Angebot wird in Kürze kostenfrei bei psyGA.info verfügbar sein.
Tag 5: „In Zukunft gesund? Welchen Einfluss haben zunehmende Automatisierung und Digitalisierung auf das Gesundheits- und Personalmanagement
Die Aktionswoche endete mit einem Highlight und dem Thema, welchen Einfluss die zunehmende Automatisierung und Digitalisierung auf das Gesundheits- und Personalmanagement haben. Wie sich Veränderungsprozesse im Gesundheits- und Personalmanagement gestalten in Zeiten zunehmender Automatisierung und Digitalisierung lassen, präsentierte Dr. Natalie Lotzmann, Global Vice President HR und Leiterin Health & Well-Being bei SAP. Prof. Dr. Jutta Rump, Leiterin des Instituts für Beschäftigung und Employability machte auf die Notwendigkeit aufmerksam, die ganze Belegschaft zu adressieren und stellte die Bedeutung und Entwicklung von Basisarbeit in den Mittelpunkt ihres Beitrags.
Im Rahmen der Veranstaltung wurden hilfreiche Links und Hinweise geteilt, die Sie hier ansehen und herunterladen können. In diesem Zuge möchten wir uns herzliche bei allen Referent:innen für Ihren Beitrag und Ihre Bereitschaft an Ihre Erfahrungen zu teilen und bei den Teilnehmer:innnen für das Interesse und die spanenden Fragen bedanken!
Auf ihr Feedback hin, wird die Aktionswoche um einen Tag verlängert. Am 15.12. von 10:00 Uhr - 12:00 Uhr widmen wir uns dem Thema „betriebliche Wiedereingliederung in kleinen und Mittelständischen Unternehmen“ und freuen uns wieder auf spannenden Input. Zur Anmeldung geht es hier.