Die Folgen im Blick

Mit Betroffenen richtig umgehen
Ist die akute Gefahr durch einen Unfall oder ein anderes bedrohliches Ereignis vorüber, heißt das in der Regel nicht, dass damit auch das Stresserleben der Betroffenen endet. Nach einem Schockzustand können psychische und körperliche Reaktionen auch noch einige Zeit später auftreten. Um richtig reagieren zu können, sollten Sie um mögliche Folgen solcher Situationen wissen und als Führungskraft ein Auge auf Ihr Team haben – auch nachdem die unmittelbare Gefahr vorbei ist.
Notfall – und jetzt?
Selbst bei einer detaillierten Vorbereitung ist es nicht unwahrscheinlich, dass auch nicht direkt am Geschehen beteiligte Mitarbeitende und Führungskräfte erst einmal mit der Situation überfordert sind. Auch auf sie kann der Unfall oder das Ereignis stark belastend wirken und manche von ihnen verspüren eine große persönliche Betroffenheit. Scheuen Sie sich deshalb nicht, Experten hinzuzuziehen und gegebenenfalls auch Unterstützung für sich selbst in Anspruch zu nehmen.
Professionelle Hilfe finden
Die meisten Bundesländer haben sogenannte Trauma-Ambulanzen eingerichtet. Hier arbeiten Experten, die schnelle Hilfen koordinieren. Trauma-Ambulanzen in Ihrer Nähe finden Sie zum Beispiel über die Fachgesellschaften. Neben den Unfallversicherungsträgern können regionale Ansprechpartner wie Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienste, die Notfallseelsorge, Ärzte, Kliniken, Psychotherapeuten, Krisendienste, psychosoziale Einrichtungen und Beratungsdienste sinnvolle Anlaufstellen sein. Bei der Kontaktaufnahme und Vermittlung von Partnern sind die zuständigen Unfallversicherungsträger behilflich. Tipp: Tragen Sie die Kontaktadressen vor dem Ernstfall zusammen.
Wichtig ist, dass Sie – vor allem nach einem extremen Vorfall – ein wachsames Auge haben und sensibel für Verhaltensveränderungen sind. Nicht hilfreich ist, den Betroffenen zu empfehlen, sie sollen sich „zusammenreißen“. Gehen Sie stattdessen auf die Person zu und bieten Sie Ihre Unterstützung an. Manche Beschäftigten werden dankbar annehmen, andere werden Ihre Unterstützung ablehnen. Respektieren Sie auch diese Entscheidung, aber behalten Sie die Person im Auge. Sollte sich ihr Verhalten dauerhaft verändern, suchen Sie das Gespräch erneut.
Der erste Schritt: das Gespräch
Um Betroffenen Hilfe anzubieten, empfiehlt sich als erster Schritt ein Gespräch unter vier Augen. Ziel sollte es sein, der Person Gelegenheit zu geben, sich zu öffnen und ihren Unterstützungsbedarf zu formulieren. An dieser Stelle müssen noch keine vollständigen Lösungen her. Stattdessen geht es darum, den richtigen Ton zu treffen und gemeinsam einen ersten Ansatz zu finden, wie eine Entlastung aussehen kann. Dabei helfen unsere „6 Tipps zur Gesprächsvorbereitung“.
Als Grundregel gilt: Es ist nicht Ihre Aufgabe als Führungskraft eine Diagnose zu stellen. Sie sind schließlich kein Arzt oder Therapeut und sollten sich auch niemals in dieser Verantwortung sehen.