Die ganze Mannschaft in den Fokus nehmen
Interview mit Susanne Schmolke, Leitung Verwaltung der Wulff Textil-Service GmbH
Die Wulff-Textil-Service GmbH ist ein mittelständisches Kieler Familienunternehmen, das in der fünften Generation geführt wird. Wulff gehört der DBL GmbH an, dem führenden Verbund der textilen Mietbranche. Als zukunftsorientiertes, innovatives Dienstleistungsunternehmen versorgt Wulff über 3.600 Kunden in Schleswig-Holstein mit Miettextilien. Rund 165 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter setzen sich für die Kunden ein.
Frau Schmolke, was war für Sie der Impuls, die Situation Ihrer Beschäftigten in den Fokus zu nehmen?
Susanne Schmolke: Wir wollen auch in Zukunft ein erfolgreiches Unternehmen und ein verantwortungsvoller, verlässlicher Arbeitgeber sein. Dauerhaft gute Mitarbeiter an das Unternehmen zu binden und die Motivation, Leistungsfähigkeit und Freude bei der Arbeit aufrecht zu erhalten, ist für jeden Unternehmer von elementarer Bedeutung. Deshalb wollten wir die Themen Mitarbeiterbindung, Motivation und Gesundheit näher betrachten. Ob wir unsere Ansprüche an uns tatsächlich erfüllen, wie sich die Mitarbeiter wirklich fühlen und wie sie uns als Arbeitgeber wahrnehmen, wollen wir herausfinden. Mit Frau Heerwagen als Beraterin im ESF-Programm unternehmensWert:Mensch haben wir dafür die richtige Unterstützung erhalten.
Welche einzelnen Beratungsschritte durchläuft Ihr Unternehmen?
SS: Zunächst haben wir in kleiner Runde mit der Geschäftsführung und Frau Heerwagen die Lage analysiert und die Themen „Führung“, „Aspekte der Zusammenarbeit“ und „Gesundheit“ als die relevanten Schwerpunkte herausgearbeitet. Im nächsten Schritt haben wir eine ausführliche anonyme Mitarbeiterbefragung aufgebaut und durchgeführt, in der wir uns auf die Kernthemen Arbeitgeberattraktivität, Selbstwirksamkeit, Zusammenarbeit im Team, Ergonomie und Rahmenbedingungen des Arbeitsplatzes sowie Führung konzentriert haben. Unsere Mitarbeiter wurden aufgerufen und motiviert, offen und ehrlich ihre Arbeitssituation zu bewerten und Vorschläge für konkrete Maßnahmen zur Verbesserung zu machen. Die Auswertung dieser Befragung läuft gerade. Anhand der Ergebnisse werden wir – unter kontinuierlicher Einbeziehung der Führungskräfte, des Betriebsrates und einiger Mitarbeiter – konkrete Maßnahmen entwickeln, um den Arbeitsalltag zielführend zu verbessern. In der nächsten Mitarbeiterversammlung werden wir hierüber ausführlich sprechen, konkretisieren und Maßnahmen gemeinsam umsetzen.
Als ich zu Wulff Textil-Service kam, habe ich erst einmal gefragt, wie ich überhaupt helfen kann, denn der Betrieb ist in vielen Punkten schon vorbildlich. Gerade im Bereich der klassischen, physischen Gesundheitsförderung passierte schon viel. Wir haben uns dann gezielt zusätzlich zum Thema Gesundheit die Aspekte Führungsqualität und Zusammenarbeit im Team vorgenommen, um – sofern notwendig – auch in diesen Themenfeldern hilfreiche und nachhaltige Maßnahmen erarbeiten zu können. Die adäquate Einbeziehung der Mitarbeiter und die Verbindung von Vorhandenem mit neuen Erkenntnissen ist mir dabei ein besonderes Anliegen. Damit ist meiner Erfahrung nach eine umsetzbare und nachhaltige Veränderung im Sinne Aller möglich. Die erfolgreiche Umsetzung eines derartigen Projektes gelingt nur, wenn Geschäftsführer und andere Entscheider wirklich hinter dem Projekt stehen und die notwendigen Veränderungen anstoßen wollen, was bei Wulff Textil-Service ganz klar der Fall ist.
Silke Heerwagen, Beraterin der Wulff Textil-Service GmbH
Wieso haben Sie den Bereich Gesundheit als Schwerpunkt gewählt und welche konkreten Themen sind Sie dort angegangen?
SS: Bereits in der Vergangenheit haben wir den Beschäftigten gesundheitsbezogene Angebote gemacht, zum Beispiel Rückenschulen, Massagen, Gymnastik und zuletzt Gesundheitstage. Das waren jedoch immer Einzelmaßnahmen, deren Nachhaltigkeit nicht messbar ist. Wir möchten gerne hin zu einer ganzheitlicheren und gezielteren Gesundheitsförderung und fragen auch von den Mitarbeitern ab, was sich beispielsweise an ihrem Arbeitsplatz – zum Beispiel in Bezug auf die Ergonomie – noch verbessern ließe. So wollen wir sicherstellen, dass wir Rahmenbedingungen schaffen, die die Gesundheit langfristig unterstützen.
Inwiefern spielt auch das Thema psychische Gesundheit im Unternehmen und dem aktuellen Prozess eine Rolle?
SS: Es gibt viele Auslöser für psychische Probleme, die nicht zwangsläufig in der Firma zu suchen sind. Uns ist aber auch klar, dass die Art und Weise der Zusammenarbeit und Führung einen Einfluss auf die psychische Gesundheit haben können. Deshalb wurden unsere Mitarbeiter in der aktuellen Befragung aufgefordert und motiviert, Rückmeldung zur Zusammenarbeit im Team und zu ihrer Führungskraft und deren Führungsqualität zu geben. Dieser Schritt gibt uns die Möglichkeit, weitere Potenziale zu erkennen, gemeinsam Lösungen zu erarbeiten und diese anzugehen.
Was würden Sie anderen Unternehmen Ihrer Branche in Sachen Gesundheitsförderung raten?
SS: Wie viel Aufwand ein Unternehmen in die Gesundheitsförderung ihrer Mitarbeiter investiert, ist natürlich eine individuelle Entscheidung. Wir denken aber, dass sich der zeitliche und finanzielle Aufwand absolut lohnt und wir aktiv helfen können, dass unsere Mitarbeiter gesund bleiben. Wir sind überzeugt, dass das Projekt nachhaltig seine Wirkung entfalten wird. Wichtig ist aus unserer Sicht, dass eine gute Vertrauensbasis zwischen Projektleitung, Geschäftsführung und Berater vorhanden ist, denn man gewährt zum einen dem Berater einen tiefen Einblick in das Unternehmen und die Unternehmenskultur; zum anderen muss man darauf vertrauen können, dass der Berater mit hoher Kompetenz und Erfahrung das Unternehmen unterstützt, die zum Unternehmen und seinen Beschäftigten passenden und relevanten Maßnahmen zu erarbeiten. Bei einem ersten unverbindlichen Termin sollte man sich deshalb in Ruhe kennenlernen.