Auf kurzen Wegen zu einer erfolgreichen Gesundheitsprävention

Kurzinterview mit Dr. Mirko Degener von der Berufsgenossenschaft Nahrungsmittel und Gastgewerbe

Auf kurzen Wegen zu einer erfolgreichen Gesundheitsprävention: Tipps für Klein und Kleinstbetriebe

„Wer in  der Hotellerie und Gastronomie arbeitet, liebt seinen Beruf“, sagt Dr. Mirko Degener von der Berufsgenossenschaft Nahrungsmittel und Gastgewerbe (BGN). Sein Auftrag ist es, in dieser kleinteiligen Branche aus vielen mittleren, kleinen und kleinsten Betrieben Themen wie Gesundheit und Arbeitssicherheit zu verankern. In solchen Betrieben arbeiten häufig nur eine Handvoll Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eng zusammen und haben viel Kunden- bzw. Gästekontakt – gerade das kann den Spaß am Beruf ausmachen. „Aber auch arbeitsbedingte Belastungen, die diese Branche mit sich bringt, wie beispielsweise Schichtdienste oder körperlich anstrengende Tätigkeiten, können sich auch zu einer echten Herausforderung für die Beschäftigten und ihre Betriebe entwickeln“, erklärt Dr. Mirko Degener. „Und auf Grund der Betriebsgrößen fehlt es in vielen Unternehmen an Zeit und  ausreichendem Know-how, um diese Herausforderungen erfolgreich zu meistern.“

Damit daraus kein Dauerzustand wird und die Beschäftigten auch langfristig leitungsfähig bleiben, haben Unternehmen aus dem Nahrungsmittel- und Gastgewerbe gemeinsam mit der BGN Strategien zur Gesundheitsförderung entwickelt. „Man muss kein großer Konzern sein, um etwas für die Gesundheit der Beschäftigten zu tun“, hebt Dr. Mirko Degener hervor. „Das kann man auch als Klein- und Kleinstbetrieb in unserer Branche.“

Die Berufsgenossenschaft Nahrungsmittel und Gastgewerbe unterstützt deshalb im Rahmen von Regionalen Arbeitsschutzprogrammen (RAPs) bundesweit gezielt auch Klein- und Kleinstbetriebe bei der Gesundheitsförderung sowie sicherheitsgerechtem Arbeiten. In der Region Berlin-Brandenburg arbeiten beispielsweise im Regionalen Arbeitsschutzprogramm Krankenkassen, der Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) und die BGN gemeinsam daran, Handlungsbedarf aufzuzeigen und passgenaue Lösungen für die Praxis anzubieten.

„Gerade die kurzen Wege zwischen Beschäftigten und Geschäftsleitung helfen häufig, Probleme und ihre Lösungen schneller zu identifizieren, als dies in großen Konzernen der Fall ist. Quasi ein richtiger Standortvorteil.“ Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels gilt es, diese Vorteile zu nutzen.

Wie funktioniert eine Unterstützung durch die Berufsgenossenschaft konkret? Zum Beispiel bekommen die Unternehmen regelmäßig Informationsmaterial (Seminarangebote, etc.) übermittelt bzw. können sich über die Mitgliederzeitschriften und das Internet  über Angebote in den Regionen informieren und sich direkt zum Beispiel für ein Seminar anmelden. Es besteht für den Unternehmer im Rahmen des Unternehmermodells auch die Möglichkeit, sich selbst in Sachen Gesundheit und Arbeitsschutz zu qualifizieren.

Was können kleine Unternehmen konkret tun?

Dr. Degener rät:

  • Fragen Sie als Unternehmer, wo bei Ihren Beschäftigten „der Schuh drückt“! Ein guter Anlass dafür ist zum Beispiel das gemeinsame Frühstück oder Mittagessen im Betrieb. Entwickeln Sie ausgehend von diesen Gesprächen gezielte und praktische Lösungen für Ihr Unternehmen.
  • Nutzen Sie den Vorteil Ihrer Unternehmensgröße und ändern Sie dank „kurzer Wege“ schnell Strukturen, wie zum Beispiel defekte oder aus der Sicht der Beschäftigten ungeeignete Arbeitsmittel, die zur einer Belastung für die Beschäftigten geworden sind.
  • Hören Sie Ihren Beschäftigten aufmerksam zu und holen Sie Hilfe von außen, wenn Sie vor Ort nicht weiterkommen! Die Berufsgenossenschaft bietet vielfältigste Unterstützungsmöglichkeiten an. Wichtig ist, Punkt für Punkt vorzugehen und sich die Zeit zu nehmen, Veränderungen anzustoßen.

Über Dr. Mirko Degener

Dr. Mirko Degener hat Arbeits- und Organisationspsychologie an der Universität Potsdam und der ETH Zürich studiert und ist neben seiner Tätigkeit bei der BGN als akademischer Mitarbeiter an der Universität Potsdam beschäftigt. Schwerpunkt seiner beruflichen Tätigkeit sind arbeitsbedingte Belastungen und Beanspruchungen. Dr. Degener arbeitet im Auftrag der Berufsgenossenschaft Nahrungsmittel und Gastgewerbe in der Region Berlin-Brandenburg und berät in dieser Funktion viele Klein- und Kleinstbetriebe rund um das Thema Gesundheit und Sicherheit.