Mit dem Analysetool die gesundheitsbedingte Produktivität messen

Ausfalltage gelten als zentrale Leistungskennzahl und erfassen die krankheitsbedingten Ausfalltage über die Krankmeldungen in der Belegschaft. Doch die krankheitsbedingte Abwesenheit ist nur die Spitze des Eisbergs, gesundheitsbedingter Produktivitätseinschränkungen. Phänomene wie Präsentismus und die Leistungsfähigkeit während der Arbeit sind ebenfalls messbar und haben Einfluss auf das arbeitsbezogene Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit der Beschäftigten. Im Idealfall könnte man das alles präzise durch Beobachtung von außen messen und so unterscheiden zwischen krankheitsbedingter Arbeitsunfähigkeit, eingeschränkter Leistungsfähigkeit aufgrund von Krankheit und eingeschränkter Leistungsfähigkeit aus sonstigen Gründen. Solche Verfahren sind jedoch äußerst aufwendig und daher für den Alltag im Unternehmen ungeeignet.

Mit Hilfe des psy50 ist es möglich,

  • die Einschätzung der aktuellen Leistungsfähigkeit im Vergleich zu den psychischen und physischen Anforderungen am Arbeitsplatz und im Vergleich zur besten je erreichten Arbeitsfähigkeit zu erfassen,
  • einzuschätzen, wie häufig es aufgrund gesundheitlicher Einschränkungen schwerfiel, die volle Leistung zu bringen, und
  • daraus abzuleiten, wie oft ein/eine Mitarbeiter*in aus gesundheitlichen Gründen nicht arbeiten konnte oder zur Arbeit kam, ohne gesund zu sein.

Aus diesen Angaben entsteht eine Kennziffer, die einen gesundheitsbedingten Verlust in der Arbeitsproduktivität beschreiben kann: der gesundheitsbedingte Produktivitätsverlust (GPV).

Die Kennziffer des gesundheitsbedingten Produktivitätsverlusts (GPV) wurde in mehreren Kalibrierungsschritten und Langzeituntersuchungen so entwickelt, dass sie als Leistungskennzahl (wie auch die krankheitsbedingte Arbeitsunfähigkeit) den Produktivitätsverlust in Tagen pro Person und Jahr angibt. Die Schätzwerte des GPV aus dem psy50 liegen im Durchschnitt etwa doppelt so hoch wie die Tage an krankheitsbedingter Arbeitsunfähigkeit, die über Krankmeldungen dokumentiert werden.

Im psyGA-Monitor „Gesundheitsbedingter Produktivitätsverlust“ wagen wir eine erste Annäherung, diese gesundheits- und motivationsbedingten Produktivitätsverluste durch präzise Fragen zu ermitteln und untersuchen , wie diese durch (gute) Gestaltung der Arbeitsbedingungen beeinflusst werden können. Als Datenbasis dienen erste Daten aus verschiedenen größeren und kleineren Unternehmen, die den psy50 im Rahmen von Organisationsentwicklung, Change-Management, als Gesundheitsumfrage oder als Screening-Instrument für die psychische Gefährdungsbeurteilung eingesetzt haben. Das sind inzwischen über 4.500 befragte Personen aus 140 Organisationseinheiten.

Im Monitor werden unterschiedliche Organissationseinheiten in vier Cluster aufgeteilt. Vom Viertel mit den niedrigsten gesundheitsbedingten Produktivitätsverlusten (GPV) bis zum Viertel mit den höchsten Ziffern. Der Durchschnitt des günsigsten Viertel wird als die realistisch erreichbare Benchmark, die auch den unvermeidbaren Bodensatz an Krankheit und Leistungseinschränkung enthält angenommen. Die Differenz zu den Clustern mit den höheren GPVs ergibt die Anzahl an Ausfalltagen, die potentiell durch die bessere Gestaltung von Arbeitsbedingungen vermeidbar wäre. Und der ist nicht unerheblich: Die Auswertungen zeigen, dass zeigt, dass der potenziell vermeidbare Anteil an gesundheitsbedingten Produktivitätsverlusten gut ein Drittel (34,7 %) bzw. 85 vollen Arbeitstagen pro Jahr auf 100 Beschäftigte beträgt.

Auf einen Blick

Für wen?

Mitarbeitende in Personalabteilungen, dem in- und externen Gesundheitsmanagement, Betriebs-und Personalräte, sowie Entscheidungsträger und Führungskräfte in Unternehmen.

Darum geht es:

  • Vorstellung eines Instrumentes für die Einschätzung der aktuellen Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter*innen
  • Ansatz für die Berechnung eines Indikators für die gesundheitsbedingte Produktivität über die krankheitsbedingten Fehlzeiten hinaus.
  • Beispielrechnung zur Auswertung der gesundheitsbedingten Produktivität in einer repräsentativen Stichprobe
  • Modellen zur Berechnung des Einfluss der Merkmale der Arbeitsgestaltung auf Gesundheitskomponenten wie Erschöpfung, berufliche Überforderung u.a.
  • Identifizierung entscheidender Einflussfaktoren auf die gesundheitsbedingte Produktivität, die durch die Gestaltung der Arbeitsbedingungen mitbeeinflusst werden.

Den ganzen Monitor lesen Sie hier:
Monitor „Gesundheitsbedingter Produktivitätsverlust“